Dieses Projekt befasst sich mit Kollektiven und Initiativen, die psychoanalytische Psychotherapie den gesellschaftlich marginalisierten Gruppen zugänglich zu machen suchen. Psychoanalytische Kliniken, die kostenlose Therapie bieten, haben eine weitreichende klinische und politische Auswirkung, die aber in den meisten Fällen unbekannt bleibt. Unser Projekt stellt die Frage, wie psychoanalytische Kollektive, die den sozialen Einsatz der Psychoanalyse erkennen und unterstützen, Zeit, Geld, Ort und menschliches Leiden in neue Beziehungen stellen. Wir werden diese neuen Beziehungen aus der Perspektive der „mental health commons“ und der klinischen Ökologie untersuchen.

Kliniken, die kostenlose psychoanalytische Psychotherapie boten, hat es schon seit den Zeiten Freuds gegeben. Sie waren der Standort zahlreicher politischen Experimente und sie haben die Rolle der Psychoanalyse im Kontext der psychischen Gesundheit und des kollektiven Lebens in vielerlei Hinsicht verändert und erweitert. Wir interessieren uns für die Verwandlungen des bekannten Freud‘schen Sofas, die stattfinden, wenn Psychoanalyse mit verschiedenen emanzipatorischen Bewegungen in Verbindung tritt, und sich mit sozialen Ungerechtigkeiten – wie zum Beispiel mit dem Rassismus, Klassismus, mit der Armut, Genderfeindlichkeit und anderen Formen der Marginalisierung – zu beschäftigen strebt.

Wir versuchen, eine neue globale Vorstellung der Psychoanalyse als eines kritischen Diskurses und einer progressiven Praxis zu schaffen. Dabei fangen wir mit der Untersuchung der kostenlosen Kliniken und ihres erheblichen Einflusses auf die psychische Gesundheit und soziale Ungerechtigkeit in ihrem gesellschaftlichen Milieu an.

Unsere Arbeit ist eine Kombination psycho-sozialer ethnographischer Forschung, historischer Forschung und künstlerischen Schaffens, und zwar vor allem in sieben Städten: Vienna, Berlin, Budapest, London, Rio de Janeiro, São Paulo und Buenos Aires.

Wir werden unsere Ergebnisse mit Hilfe von Konferenzen, Seminaren, Publikationen, Blogeinträgen und verschiedenen anderen Aktivitäten teilen.

Unser Projekt wird von UKRI Frontier Research Grant finanziert.

Unsere Forschung befasst sich vor allem mit vier Themen.

Progressive klinische Kulturen und zeitgenössische Praxis

Zeuge Sein als gesellschaftliches Paradigma

Die kostenlose Klinik und ihr historisches Erbe

Das Archiv der kostenlosen psychoanalytischen Klinik: ein Archiv für die Gegenwart